Unsere Konzepte
für den Verkehr von morgen
Mobilitätskonzept
Die Alte Hansestadt Lemgo besitzt seit 1997 ein Radverkehrskonzept, das in den Jahren 2008 und 2015 überarbeitet wurde. Des Weiteren wurde 2015 ein Klimaschutz-Teilkonzept „Klimafreundliche Mobilität“ erarbeitet, aus dem konkrete Maßnahmenvorschläge entwickelt wurden.
Im Zuge der bisher durchgeführten Untersuchungen soll grundsätzlich eine Verringerung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen durch eine Vermeidung von Verkehr oder durch eine Verlagerung von Verkehr auf klimafreundliche Verkehrsmittel erreicht werden. Die Verlagerung kann erzielt werden, wenn die Qualität der alternativen Verkehrsmittel zum Auto deutlich verbessert und die Bereitschaft zum Wechsel unterstützt wird. Im innerstädtischen Bereich sind hier die Verkehrsarten zu Fuß und Fahrrad besonders zu betrachten und deren Vorzüge zu erläutern. Die Verknüpfungen zum Auto, ÖPNV und (soweit vorhanden) zum SPNV sind dahingehend zu untersuchen, dass ein Vorteil zur kombinierten Nutzung zu erkennen ist und die Grundvoraussetzungen dafür geschaffen werden.
Im Juli 2022 wurde das Büro LK Argus aus Kassel mit dem Mobilitätskonzept beauftragt, dass mit einer Zuwendung des Landes Nordrhein-Westfalen (Förderung nach den Richtlinien zur Förderung der vernetzten Mobilität und des Mobilitätsmanagements [FöRi-MM]) bezuschusst wurde.
Das Mobilitätskonzept wurde durch eine intensive Bürgerbeteiligung, aus der sehr viele Hinweise und Empfehlungen abgeleitet werden konnten. Neben der Bürgerbeteiligung erfolgte eine umfangreiche Bestandsanalyse und Feststellungen von Schwachstellen im Lemgoer Stadtgebiet.
Für die angestrebte zukünftige Mobilitätsentwicklung für die Alte Hansestadt Lemgo wurde identitätsstiftend ein Leitbild und 6 Leitziele abgebildet, die in der Sitzung des Verkehrsausschusses am 22.03.2023 mehrheitlich beschlossen wurden:
Leitbild:
Mobil in Lemgo 2035 – nachhaltig, vernetzt und sicher
Leitziele:
1. Förderung des Fuß- und Radverkehrs
Der Fuß- und Radverkehr soll zielgerichtet gefördert werden und bessere Bedingungen für die Nahmobilität geschaffen werden. So ist es erstrebenswert, ein durchgängiges, sicheres und attraktives Radverkehrs- und Fußwegenetz zu schaffen, die objektive und subjektive Verkehrssicherheit zu erhöhen sowie Kreuzungen und Knotenpunkte fuß- und radverkehrsgerecht umzugestalten. Hierfür ist der Nahmobilität genügend Fläche bereitzustellen. Dadurch sollen die Anteile der nachhaltigen Mobilitätsformen am Modal-Split deutlich erhöht werden.
2. Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel
Die unterschiedlichen Verkehrsmittelangebote in Lemgo sollen zukünftig besser miteinander vernetzt werden. Angestrebtes Ziel ist die Bündelung von flexibel nutzbaren Mobilitätsangeboten, um unterschiedliche Verkehrsmittel für unterschiedliche Wege nutzen und miteinander kombinieren zu können. Hierbei kommt es insbesondere auf die Verfügbarkeit und Flexibilität an zentralen Orten der Stadt sowie wichtigen Umsteigepunkte an.
3. Verbesserung der nahmobilen Anbindung an die Kernstadt, zwischen den Ortsteilen und den umliegenden Gemeinden
Zur Verbesserung der nahmobilen Anbindung an die Kernstadt, zwischen den Ortsteilen und umliegenden Gemeinden bedarf es einer Optimierung des bestehenden Fuß-, Radverkehrs- und ÖPNV-Netzes. Die vorhandene Infrastruktur sowie Verbindungen sollen überprüft und nach Möglichkeit verbessert werden. Außerdem muss die Qualität der Haltestellen (u. a. hinsichtlich der Barrierefreiheit) weiter ausgebaut werden.
4. Attraktivere Gestaltung des öffentlichen Raumes durch bedarfsgerechte Raumaufteilung
Eine attraktive Gestaltung von Straßenräumen unter Berücksichtigung der Ansprüche verschiedener Nutzergruppen laden zum Flanieren, zum Aufenthalt und zu Sport und Spiel ein. Um die nachhaltige Mobilität zu fördern und die Aufenthalts- und Umweltqualität zu erhöhen, sollen die Straßenräume in Lemgo attraktiver gestaltet werden. Bei der Umgestaltung von Straßenräumen sind zudem weitere Aspekte wie städtebauliche Integration, Begrünung, Sitzmöglichkeiten und Spielelemente mitzudenken.
5. Entschärfung von Nutzungskonflikten und Erhöhung der Verkehrssicherheit
Verschiedene Verkehrsmittel haben unterschiedliche Ansprüche an den Straßenraum. Ziel ist es, Nutzungskonflikte zu entschärfen und demnach die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen.
6. Förderung der nachhaltigen und selbstständigen Mobilität
Um die selbstständige Mobilität von Senior: innen, mobilitätseingeschränkten Menschen sowie Kindern zu fördern und die Teilhabe aller Gruppen am öffentlichen Leben zu erhalten, ist eine gut ausgestattete und barrierefreie Infrastruktur bereitzustellen. Hierbei muss bei zukünftigen Planungen verstärkt auf Aspekte wie Barrierefreiheit, sichere Querungsmöglichkeiten und eine möglichst separate Führung vom Fuß- und Radverkehr geachtet werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erhöhung der Schulwegsicherheit.
Für die weitere Betrachtungsweise des Mobilitätskonzeptes werden die Handlungsfelder Fußverkehr, Radverkehr, vernetzte Mobilität, Umweltverbund und Mobilitätsmanagement den jeweiligen Leitbildern zugeordnet und untersucht.
Anhand des Leitbildes und der Leitziele wurden Zielsetzungen erarbeitet und in Handlungsempfehlungen und Maßnahmen vorgeschlagen. Mittels 10 Leitprojekten wurden Maßnahmenempfehlungen exemplarisch aufgearbeitet und als Beispiel für ähnlich gelagerte Handlungsempfehlungen aufgezeigt. Die Leitprojekte sollen als Empfehlung bei zukünftigen Planungen herangezogen und zwecks Umsetzung geprüft werden.
Im Maßnahmenkatalog wurden insgesamt 310 Maßnahmenvorschläge aufgeführt und im Maßnahmenkatalog aufgezeigt. Die Maßnahmen aus dem ausgesuchten Analysenetz wurden anhand der Bestandsaufnahme (Kartenanhang) kurz beschrieben und hinsichtlich einer kurzfristigen, mittelfristigen oder langfristigen möglichen Umsetzung priorisiert. Hinzu kam eine Bewertung, wem diese Verbesserungen zu Gute kommen (Fußgänger und Fußgängerinnen, Radfahrende, mobil Eingeschränkte, ÖV-Nutzende). Hier ist darauf hinzuweisen, dass nicht das komplette Straßennetz der Alten Hansestadt Lemgo betrachtet werden konnte, sondern exemplarische Straßenzüge in allen Gebieten, die charakteristisch ähnlich oder typisch sind, herangezogen wurden.
Dieser Maßnahmenkatalog ist Grundlage für eine Evaluierung in einzelnen Planungsphasen und den daraus folgenden Umsetzungsstand. Dieses ist ein begleitender Prozess, der in den zuständigen politischen Gremien begleitet wird um die Umsetzung und spätere Wirkung nachverfolgen zu können.
Lärmaktionsplan 4. Stufe
Die Lärmsituation in Europa wird stetig bewertet und dementsprechend werden Maßnahmen zu Lärmminderung entwickelt. Demnach werden Lärmaktionspläne von den Städten und Gemeinden erstellt, und alle fünf Jahre stufenweise nach dem Zeitpunkt ihrer Aufstellung überprüft und ggf. überarbeitet.
In diesem Zusammenhang wurde die vorhandene Lärmaktionsplanung der Stufe 3 der Stadt Lemgo aus dem Jahr 2019 überprüft und aktualisiert.
Die aktualisierte und fortgeschriebene Fassung sowie weitere Informationen zum Lärmaktionsplan der Stufe 4 befinden sich hier:
Bürgergutachten „Klimaneutraler Verkehr in Lemgo 2035“
Beim Bürgerforum „Klimaneutraler Verkehr in Lemgo 2035“ hat sich eine Gruppe zufällig ausgewählter Bürgerinnen und Bürger vier Tage lang Gedanken und Vorschläge diskutiert und formuliert. die Ergebnisse können Sie hier lesen:
Verkehrsentwicklungsplan
Ein Verkehrsentwicklungsplan bildet die Grundlage für eine strategische Verkehrsplanung einer Stadt. Die Aufstellung eines solchen Konzeptes beinhaltet eine vorausschauende, systematische Vorbereitung und Durchführung von Entscheidungsprozessen mit der Absicht verkehrliche, siedlungsstrukturelle, bauliche, klimaorientierte und informative Maßnahmen im Sinne bestimmter Ziele zu beeinflussen. Dabei ist eine intensive Kooperation und Beteiligung vieler verschiedenen Akteure erforderlich.
Am Ende dieses Prozesses ergeben sich auf verschiedenen Ebenen kurz-, mittel- und langfristige Handlungsfelder, die den Verantwortlichen bei Entscheidungsprozessen richtungsweisend zur Verfügung stehen.
Die Aufstellung eines aktuellen Lemgoer Verkehrsentwicklungsplanes ist für die Jahre 2023 bis 2025 vorgesehen.
Lemgoer Mobilität in Zahlen: Modal-Split-Untersuchungen
Modal-Split-Untersuchungen geben Auskunft über das Mobilitätsverhalten in einer Stadt oder Region. Dazu erfolgt in der Regel eine repräsentative (Haushalts-)Befragung der Bürgerinnen und Bürger. Die Befragung von 2023 bildet auch die Grundlage für den Verkehrsentwicklungsplan.