Die Alte Hansestadt Lemgo erhält eine Auszeichnung und ist damit in guter Gesellschaft. Als eine von fünf Kommunen wurde sie in diesem Jahr neu mit dem Label „StadtGrün naturnah“ ausgezeichnet. Garbsen, Rommerskirchen, Wolfenbüttel und der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf taten es der Alten Hansestadt gleich und setzen sich für dasselbe Ziel ein, ein naturnahes Grünflächenmanagement.
Mit den Neulingen steigt die Zahl der durch das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ zertifizierten Städte und Gemeinden auf 70 an. Die Auszeichnung fand am 18. September in der Wissenschaftsstadt Darmstadt im Jagdschloss Kranichstein unter dem Thema „Points of Insects – Refugien für Insekten“ statt. Alle 16 ausgezeichneten Kommunen haben weitere Extensivierungen innerhalb ihres Siedlungsbereichs umgesetzt, zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt getroffen oder bestehende optimiert.
Lemgos Klimaschutzbeauftragte Ronja Post freut sich über die Auszeichnung. „Das Label ist für uns eine tolle Bestätigung für die Arbeit, die viele Abteilungen und Bereiche der Stadtverwaltung tagtäglich leisten. Gleichzeitig motiviert es uns dazu, weiterzumachen und noch mehr Maßnahmen für ein naturnahes Grünflächenmanagement zu planen. Die ersten Ideen, die wir zusammen mit der Lokalen Arbeitsgruppe geplant haben, stehen schon in den Startlöchern“, sagt Ronja Post.
Lemgo hat das Label in Silber, also in der mittleren von drei Stufen, erhalten. Ausschlaggebend dafür waren viele Dinge: Entlang der renaturierten Bega sind viele Lebensräume für Insekten entstanden. Auch auf den Blühwiesen auf dem Friedhof an der Rintelner Straße fühlen sich die kleinen Lebewesen wohl. Die Bepflanzung an vielen Stellen im öffentlichen Raum wird mit Stauden mehrjährig und nachhaltig gestaltet, beispielsweise am Regenstor und in den Blumenkübeln in der Innenstadt. Dabei wird auf den Einsatz von Torf verzichtet. Es gibt einerseits Bereiche, wo sich die Natur ungestört und frei entwickeln kann, und andererseits gezielte Maßnahmen für besondere Arten, unter anderem Brutkästen für Mauersegler an Sanierungs- und Neubauten. Hinzu kommen Aktionen und Veranstaltungen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, beispielsweise der Gartenwettbewerb, die Gartenführung oder die Baumpatenschaften.
Artenreiche städtische Grünräume geprägt von Blühwiesen und nachhaltigen Staudenbeeten, durchzogen von Hecken und beschattet von gesunden Bäumen, dies sind die Ziele eines naturnahen Grünflächenmanagements. Im Label wird geprüft inwieweit Kommunen ihr Potenzial nutzen, um eine entsprechende Zertifizierung zu erreichen. Dazu gehört ein nachhaltiges Pflegemanagement, eine naturorientierte Bauleitplanung, Kooperationen mit Vereinen und anderen Interessierten, und immer wieder neue Projekte, die der biologischen Vielfalt in der Kommune dienen.
Die Labelkommunen wurden nach der Einreichung der Bestandserfassung vor Ort besucht. Dort wird nicht nur mit der Verwaltung die Bestandserfassung durchgesprochen und offene Fragen geklärt, sondern es wird sich mit der Lokalen Arbeitsgruppe (LAG) getroffen und auf einer Exkursion verschiedene Grünflächen begutachtet. Die LAG, in der mindestens eine Person einer örtlichen Naturschutzorganisation vertreten sein muss, ist eine von der Kommune zusammengestellte Gruppe aus Fachleuten und Interessierten, die die Kommune beim Labelprozess beratend unterstützt. In Lemgo gehören neben der Klimaschutzbeauftragen und zwei Fachleuten von den Städtischen Betrieben Lemgo drei ehrenamtliche Unterstützer dazu, unter anderem vom NABU und BUND in Lemgo. „Gerade die Sicht von außen ist wichtig, damit weitere Flächen, Projekte und Maßnahmen zur Förderung der Stadtnatur eingebracht werden können“, erklärt Projektleiter Uwe Messer vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“.
Natur braucht immer Zeit zum Wachsen, deshalb kommt es beim naturnahen Grünflächenmanagement besonders auf eine langfristige Ausrichtung an. „Damit sich die teilnehmenden Kommunen weiterhin für die Biodiversität einsetzen, ist das Label nur drei Jahre gültig, danach können sie sich rezertifizieren lassen“, so der Projektleiter. „Während der Rezertifizierung wird untersucht, welche zuvor geplanten Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und wo sich Veränderungen ergeben haben. 11 von 15 Kommunen, die sich 2020 zertifizieren ließen, haben sich dieses Jahr rezertifizieren lassen und haben sich deutlich verbessert“, freut er sich.