Es sind acht Strategische Stadtziele, auf die sich Politik und Verwaltung der Alten Hansestadt Lemgo in 2022 geeinigt und dafür Leitbilder definiert haben. Für jedes der acht Strategischen Stadtziele wurden Kennzahlen definiert und auf den 43 Seiten des aktuellen Kennzahlenberichts 2023/24 kann man nachlesen, wie sich diese Kennzahlen in den letzten fünf Jahren entwickelt haben und wo die Alte Hansestadt Lemgo aktuell steht. Die kurze Zusammenfassung: Die Momentaufnahme sieht gut aus, zumindest in den meisten Bereichen.
Im Haupt- und Finanzausschuss hat Anja Kern die umfangreichen Aspekte des Kennzahlenberichts vorgestellt. Die Kennzahlen werden jährlich neu ausgewertet und die Entwicklungen gegenüber dem Vorjahr aufgezeigt und erörtert. Teilweise sind zusätzliche Zielwerte definiert worden und die Zusammenfassung liefert Klarheit darüber, wie weit die Zielerreichung vorangeschritten ist. Es geht um alle Themen von den lebendigen Ortsteilen und der attraktiven Innenstadt über Lemgo als Bildungs- und Arbeitsstandort, einen ausgeglichenen Haushalt, Lemgo als Heimat bis hin zu allen Facetten des Klima- und Naturschutzes.
„Der Blick nach vorne ist für die Alte Hansestadt Lemgo ein durchaus erfreulicher: Für das sehr bedeutsame Klimaschutzkonzept und das Zwischenziel in 2025 sieht es in vielen Bereichen so aus, als würden wir unsere ambitionierten Ziele erreichen. In nur wenigen Gebieten gibt es Nachholbedarf. Beim Blick auf die Ziele für 2030 und 2035 ist aber auch klar festzuhalten, dass es ein riesiger Kraftakt sein wird, um da hin zu kommen, wo wir hinkommen wollen“, fasste Anja Kern die Lage zum Strategischen Stadtziel „Klimaschutz und Energie“ zusammen.
Der vollständige Bericht geht stark in die Tiefe und enthält viele Details, von der Abfallmenge pro Kopf über die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Schulabschluss, Jahresergebnisse, Arbeitslosenquote, die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in der Kernstadt, die durch Lemgoer Photovoltaik-Anlagen erzeugte Energiemenge und noch vieles mehr. Alle Interessierten können den Bericht auf https://www.lemgo.de/politik-verwaltung/zukunft-lemgo/strategiebericht einsehen.
Eine einzige Kennzahl ist keinem strategischen Stadtziel konkret zugeordnet. Die Gesamtbevölkerungszahl Lemgos ist in den vergangenen fünf Jahren so gut wie unverändert geblieben. Der Trend ist stabil.
Bei der Entwicklung Lemgos als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort wurden unter anderem die Gewerbesteuereinnahmen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und die Arbeitslosenquote berücksichtigt. Letztere ist in 2023 gegenüber dem Vorjahr zwar um plus 0,2 Prozent auf 4 Prozent gestiegen, liegt damit aber trotzdem unter den Kreis-, Landes- und Bundeswerten.
Ein weiteres Ziel ist es, den Haushalt Lemgos ausgeglichen zu gestalten und Belastungen auch im Hinblick auf künftige Generationen zu betrachten. Zu den diesbezüglichen Kennzahlen gehören unter anderem das Jahresergebnis und die Höhe der Liquiditätskredite pro Einwohner. Hier befindet sich Lemgo noch in der komfortablen Situation, dass 2022 und 2023 keine Liquiditätskredite aufgenommen werden mussten. Mit Liquiditätskrediten werden kurzfristige finanzielle Engpässe überbrückt. Hohe und langfristige Liquiditätskredite stehen einer Generationengerechtigkeit entgegen. Auch das Jahresergebnis in 2023 war mit einem Plus in Höhe von 5,5 Millionen Euro deutlich positiver als prognostiziert. Da in den nächsten Jahren u. a. massive Investitionen notwendig sein werden, wird für die Folgejahre jedoch mit erheblichen Fehlbeträgen gerechnet.
Für Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung wurden die Kennzahlen zum Energieverbrauch öffentlicher Gebäude, zum Abfallaufkommen und zur fortschreitenden Verjüngung der Kalamitätsflächen im Stadtwald herangezogen. Von 345 Hektar Kalamitätsflächen sind bis Ende 2023 knapp 70 Hektar verjüngt worden. Das entspricht einem Anteil von rund 20 Prozent. Bis Ende 2025 soll die Zahl auf 30 Prozent anwachsen. Für die Planung, den Schutz und die Begleitung der verjüngten Flächen zeichnet der Bereich Stadtforst verantwortlich.
Der Klimaschutz und CO2-Neutralität bis 2035 sind ebenfalls als Ziel verankert. Als allgemeine Kennzahl dafür dient die Reduzierung der Treibhausgasemissionen pro Kopf. Seit Jahren wird dieser Ausstoß deutschlandweit und auch in Lemgo geringer. Für die Sektoren Wärme, Strom und Mobilität gibt es differenzierte Kennzahlen. Beim Wärmebereich beispielsweise ist festzuhalten, dass der Erdgas- und Erdölverbrauch in Lemgo seit Jahren sinkt. Im Gegensatz dazu ist es nicht gelungen, die selbst gesteckten Ziele beim Windkraftausbau zu erreichen. Allerdings gibt es bereits genehmigte, aber noch nicht gebaute Windkraftanlagen in Voßheide, Lieme und Brüntorf. Wenn zusätzlich noch die drei Windkraftanlagen am Luher Berg genehmigt werden und alle Anlagen bis 2030 in Betrieb gegangen sind, könnte das nächste Zwischenziel für 2030 sogar deutlich übertroffen werden.
Die Lemgoer Ortsteile sollen attraktive Wohn- und Lebensräume sein und bleiben. Kennzahl zu diesem Ziel ist die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner Lemgos, die in einem Ortsteil und nicht in der Kernstadt wohnen. Diese Zahl ist in jüngerer Vergangenheit stabil geblieben und lag Ende 2023 bei fast 10.800 Menschen. Über fünf Jahre gesehen gab es einen minimalen Rückgang von 29 Personen oder 0,2 Prozent.
Die Alte Hansestadt Lemgo versteht sich als Bildungsstandort im Sinne eines umfassenden Bildungsbegriffs. Um den Erfolg auf dem Weg zu diesem Ziel zu messen, werden als Kennzahlen unter anderem die Schulabgehenden ohne Schulabschluss und die Zahlen der Kinder im Kindergarten betrachtet. Bei der Zahl der Teilnehmenden in den nichtschulischen Bildungsangeboten der VHS, der Stadtbücherei und der Musikschule zeichnet sich im Vergleich zum Vorjahr ein Aufwärtstrend ab. Der Blick auf die letzten fünf Jahre zeigt jedoch, dass die Zahlen sich noch nicht von dem Pandemie-Einbruch erholt haben. Die Entwicklung lässt die Hoffnung zu, dass im kommenden Jahr das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht werden könnte.
Auch die Innenstadt ist Kern eines Ziels und zwar als Standort für Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und als Ort des Wohnens. Ähnlich wie bei dem Ziel zu den Ortsteilen fungiert die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in der Innenstadt als Kennzahl, aber auch die Zahl der städtischen Kulturveranstaltungen. Bei der Zahl der Besuchenden der städtischen Kultureinrichtungen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Teilnehmenden an den nichtschulischen Bildungsangeboten: Der Trend geht mit einem Plus von 14 Prozent deutlich nach oben, aber unter dem Strich ist die Zahl noch geringer als vor der Pandemie. Womöglich wird im nächsten Jahr das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger als Lemgoerinnen und Lemgoer und die Stärkung des Ehrenamts und der gesellschaftlichen und sozialen Teilhabe sind ebenfalls ein Ziel. Eine der dazugehörigen Kennzahlen ist unter anderem die Mitgliederzahl der örtlichen Hilfsorganisationen. Auch die Wahlbeteiligung ist ein Indikator. Diese lag bei den vier Wahlen in den letzten fünf Jahren durchweg höher als im Bundes- oder Landesschnitt. Die Differenz zum Bundesdurchschnitt fällt dabei nicht so groß aus wie die zum Landesdurchschnitt, die in der Regel mehrere Prozentpunkte groß ist.