Adolf Sternheim

Adolf Sternheim wird am 14. September 1871 in Dortmund-Aplerbeck geboren.

Im Jahre 1910 zieht er mit seiner Frau und mit seinen beiden Töchtern von Paderborn nach Lemgo. Die Familie wohnt in der Papenstraße 32. In Lemgo gründet er die Getreidehandlung Sternheim & Archenhold und die Familie nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben ihrer selbst gewählten Heimatstadt teil.

Bereits in Paderborn engagierte sich Sternheim für das Rote Kreuz – in Lemgo gab es eine solche Einrichtung noch nicht. Sternheim setzt sich demnach für die Bildung einer  „Freiwilligen Krieger- und Sanitätskolonne vom Roten Kreuz“ in Lemgo ein. Bei der Gründungsversammlung am 24. Juni 1911 wird er einstimmig zum Kolonnenführer gewählt. Weiterhin ist er als Rechnungsführer in der Lemgoer Synagogengemeinde tätig und wirkt bei der Gründung der Wolff’schen Stiftung (Krankenanstalten) mit.
Der Erste Weltkrieg stellt für die Helfer eine harte Bewährungsprobe dar. Danach entsteht aus der „Krieger- und Sanitätskolonne“ die „Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz“.

Ab 1918 wohnt die Familie Sternheim in der Paulinenstraße 5.

In der Zeit von 1910-1933 ist Adolf Sternheim selbstlos auf sozialem und karitativem Gebiet tätig. Er ist ein hilfsbereiter Mensch, der sich sehr für die Belange seiner Mitmenschen einsetzt und Armen und Bedrängten aus persönlichen Mitteln hilft.

Im Jahr 1933, nach 23 Jahren aktiver Arbeit beim Roten Kreuz, wird Adolf Sternheim durch das Naziregime gezwungen seinen Rücktritt als Vorsitzender zu erklären, weil er jüdischen Glaubens ist. Auch alle Mitgliedschaften in anderen Lemgoer Vereinen, wie zum Beispiel im Schützenverein, werden ihm wie allen anderen jüdischen Lemgoer Bürgern abgesprochen. Bis zur Deportation im Jahre 1942 wird er vom allgemeinen Leben in der Stadt ausgeschlossen und geächtet.

Im Jahr 1934 wird Adolf Sternheim Vorsteher der Lemgoer Synagogengemeinde.

Am 28./31. Juli 1942 wird Adolf Sternheim über Bielefeld nach Theresienstadt deportiert. Seine Frau Lina stirbt im Ghetto Theresienstadt an Entkräftung. Sechs weitere Angehörige, darunter seine ältere Tochter Berty und Bertys Sohn Martin werden ebenfalls im Vernichtungslager ermordet.

Ende Juni 1945 kehrt Adolf Sternheim nach Lemgo zurück. Körperlich gebrochen, aber geistig lebendig hat er die Gräuel des nationalsozialistischen Systems der Konzentrationslager überlebt. Was ihm seit 1933 versagt wurde, sein Einbringen in die Gesellschaft, sein Einsatz für Menschen in Not, macht er 1945 wieder zu seiner Aufgabe. Adolf Sternheim nimmt umgehend seine Arbeit für das Rote Kreuz wieder auf und ist bei der Neugründung des Deutschen Roten Kreuzes wieder im Vorstand. Er übernimmt den Vorsitz der “Jüdischen Kultusvereinigung für das Land Lippe“, ist Vorstandsmitglied in der  „Vereinigung der Verfolgten des NS-Regimes“ (VVN), einer überparteilichen, gemeinnützigen Organisation, und nimmt Interessen im Ausland lebender lippischer Juden wahr.

Am 26. April 1946 erhält Adolf Sternheim mit weiteren Liberalen von der Militärregierung die Erlaubnis zur Gründung einer demokratischen Partei (FDP) im Altkreis Lemgo.

1948 erstellt Adolf Sternheim nach sorgfältiger Recherche eine Liste der umgekommenen lippischen jüdischen Mitbürger. Im selben Jahr, am 10. Oktober 1948, ist er Mitinitiator der Gedenkfeier zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Juden aus Lippe. Die Gedenkfeier findet in Lemgo statt. Weiterhin bringt er sich in die Flüchtlingshilfe und andere Hilfsorganisationen ein.

Am 19. April 1950 verstirbt Adolf Sternheim im Alter von 78 Jahren in Ilten bei Hannover. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof an der Konsul-Wolf-Straße in Lemgo.