Die Party stand mal wieder ganz oben auf der Wunschliste der Lemgoer Jugendlichen, die sich beim Jugendforum über ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge für die Stadt Lemgo ausgetauscht hatten. Aber eine egoistische Spaßgesellschaft sind die 8.- und 9.-Klässler nicht: Wichtig waren ihnen bei ihren Vorschlägen auch Nachhaltigkeit, Gesundheit, Klima- und Umweltschutz und die Zugänglichkeit auch für Jugendliche aus benachteiligten Familien.
Nach rund eineinhalb Stunden Vorbereitung in kleinen Gruppen präsentierten die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen Lemgos ihre Vorschläge Vertreterinnen und Vertretern aus Stadtverwaltung und Politik. Auch die Stadtwerke und sogar die Polizei waren vertreten. Mit gutem Grund, standen doch auch Mobilität und Sicherheit auf mehreren Plakaten.
Denn abseits von Partys wollen die Jugendlichen einfach Räume für sich. Einfache, geschützte Treffpunkte im Freien, aber gerne mit Dach und Licht (mit Strom aus Solarzellen), so dass Wetter und Dunkelheit sie nicht vertreiben. Und bitte auch die Ordnungskräfte nicht, denn auf Schulhöfen, so beklagten die Jugendlichen, seien sie abends nicht mehr erwünscht. Wegen Fällen von Vandalismus sind die Bereiche der Schulen ab 20 Uhr tabu. Überdachte Bänke, so argumentierten die jungen Leute, seien zudem für alle Lemgoerinnen und Lemgoer als Unterstell- und Rastmöglichkeit eine Bereicherung.
Ebenfalls für alle sind Wasserspender gedacht, die an viel mehr Orten aufgestellt werden sollen. In der Innenstadt, an Bushaltestellen und am Klinikum wäre Wasser gewünscht, und auch an den Schulen. Ein Beitrag für die Gesundheit und eine Maßnahme gegen die häufigeren und heftigeren Hitzewellen, bewarben die Jugendlichen wortgewandt die Idee.
Klassiker waren auch mehr Busse abends und am Wochenende, vor allem der Stadtbus soll länger fahren. Und Sport- und Freizeitangebote waren dabei, vom offenen Jugendtag mit kostenlosen Angeboten vor allem für bedürftige Jugendliche bis zu konkreten Vorschlägen wie ein Minigolfplatz auf dem Kastanienwall oder Basketballfeld am Langenbrücker Tor. Die Basketballer müssten auf den Sportplätzen meistens für die Fußballer das Feld räumen, beklagte Lionel: „Die Körbe sind zum Teil über den Toren.“ Eine gleichzeitige Nutzung beider Angebote sei so unmöglich.
Neu war die Idee einer Tierpension, in der Jugendliche ehrenamtlich oder gegen ein Taschengeld eine sinnvolle Tätigkeit finden und vom Umgang mit Tieren profitieren könnten. Jobs für Jugendliche wünschte eine weitere Gruppe. Es gab viele konkrete Vorschläge zu Finanzierung und Umsetzung, und einige signalisierten die Bereitschaft, sich für ihre Sache auch selbst einzubringen.
Bürgermeister Markus Baier zeigte sich zum Abschluss beeindruckt von den vielen konstruktiven Vorschlägen. „Das sind alles Anregungen, die ich nachvollziehen kann.“ Die Ideen werden nun im Jugendhilfe-Ausschuss vorgestellt. Dort wird auch geprüft, wo ein Vorschlag oder zumindest die Idee dahinter umgesetzt werden kann. Manchmal, so eine Erkenntnis aus dem Jugendforum, hapere es auch an der Kommunikation: So könnten Jobs für Jugendliche über die Taschengeldbörse schon jetzt vermittelt werden, was viele noch nicht wussten.
Einen ersten Erfolg gab es in Sachen Party: Die soll am 6. Oktober im Jugendzentrum steigen.